von Inari Hanel
Die sexuelle Selbstliebe gehört selbst in innigen Partnerschaften zu den Tabus, die sich besonders hartnäckig halten. Es ist ein heimliches Tun, vielleicht auch noch unter der Bettdecke – lautlos, eilig und mit verhaltenem Atem. Die Methode des Witnessing kann eine wundervolle und heilsame Möglichkeit sein, um ein höheres Maß an Intimität herzustellen.
Witnessing heißt Bezeugung oder Zeugenschaft. Es kommt wohl ursprünglich aus dem tantrischen Kontext (Ashley Thirleby „Das Tantra der Liebe“) und wird auch bei Margot Anand erwähnt. Im Witnessing geht es um erotisches Vergnügen mit sich selbst, während es vom bezeugenden Partner liebevoll und präsent begleitet wird.
Wie kann so ein Witnessing konkret ablaufen?
Ihr verabredet, wer zuerst in die aktive Selbstliebe geht und wer Zeuge ist. Die aktive Partnerin lässt sich auf sinnliche Berührung mit sich selbst ein. Mit und ohne Toys, so wie sie es mag. Sie streichelt sich, vergnügt sich und stimuliert sich in ihrem Tempo und Rhythmus. Das Ziel ist dabei nicht der Orgasmus, sondern die Bereitschaft, sich in der genitalen Selbstliebe zu zeigen.
Der bezeugende Partner sitzt in ihrer Nähe. Er berührt sie nicht und spricht auch nicht mit ihr.
Er ist stiller, präsenter, achtsamer und herzensoffener Zeuge.
Nach etwa 30-45 Minuten wechselt ihr die Rollen. Und danach tauscht ihr euch aus. Wie hast du es erlebt, bezeugt zu werden? Wie hast du es erlebt, Zeuge zu sein?
Witnessing in der Partnerschaft kann zu mehr Öffnung füreinander verhelfen.
Es hilft, alte, kulturbedingte Ängste abzubauen.
Und der Partner/die Partnerin kann zeigen, wie er/sie es am liebsten mag.
Wie denkst du darüber?
Herzlich, Inari
Inari Hanel
DGAM Dozentin für Sexualkultur und Gesundheitspraktikerin, DGAM Ausbildungsdozentin; Leiterin Praxisfeld Sexualkultur
www.inari-sexualkultur.de
Ich kenne es, dass der Partner zuschaut, wie man sich selbst berührt, aber die Methode, dass man das im Wechsel macht, finde ich absolut genial.
Perfekt in einer langjährigen Beziehung, um sich mal ein bisschen zu entspannen und sich selber auch mal aus der Komfortzone zu locken, aber auch, wenn man sich gerade kennengelernt hat perfekt, denn so kann man sich schnell abschauen, wie der Partner berührt werden möchte, was er mag und wie er es mag. Danke für den Impuls der auch ganz viel auf Ruhe, Ent-Spannung und Intimität beruht, also die Faktoren, die JEDER Mensch SO Dringend braucht!