Yonimassage in der Menopause

von Inari Hanel

Ist eine Yonimassage auch für ältere Frauen geeignet? Die Antwort ist ein klares JA. Inari H. Hanel ist Sexualcoach und Dozentin für weibliche Sexualkultur in Süddeutschland. Sie schreibt hier, warum es nie zu spät für eine Yonimassage ist.

Wechseljahre und Menopause: Es stellen sich ganz neue Fragen

Für viele Frauen ist die Zeit der Wechseljahre eine Phase körperlicher Veränderungen, die von mehr oder weniger psychischen Unsicherheiten begleitet wird. Die wichtigen Lebenssäulen wie Familie, Partnerschaft und Beruf stehen auf dem Prüfstand. Es ist die Zeit, in der die Kinder flügge werden und das Haus verlassen. Wenn Muttersein eine der Hauptsäulen war, ist da vielleicht das schmerzliche Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden.

Im Frausein taucht die Frage auf: Was ist, wenn ich nicht mehr attraktiv und begehrenswert für den Mann bin? Wer bin ich, wenn dieses Spiel von Anziehung und Eros nicht mehr funktioniert?

Weitere Themen drängen in den Vordergrund: Wie will ich in der nächsten Phase meines Lebens leben? Was ist der Sinn meines Lebens? Was will ich verwirklicht haben, wenn am Ende des Lebens Schwester Tod an meine Tür klopft?

Das Bekannte passt nicht mehr, und das Neue mag sich noch nicht zeigen. Das gilt auch für das sexuelle Erleben.

Der Wunsch nach Kontakt und Intimität

Frauen, die bereits sehr viele Jahre mit Partner/Partnerin zusammen sind, wünschen sich auf einmal eine andere Art von sexuellem Zusammensein. Manche können gar nicht benennen, was anders ein soll. Andere wünschen sich mehr Tiefe und Innigkeit, und weniger 0815-Routine. Slow Sex kann eine zutiefst beglückende Erfahrung werden. Es kann auch sein, dass die sexuelle Vereinigung ihre Bedeutung verliert, obwohl die Liebe da ist und obwohl auch körperliche Zärtlichkeit und Zuwendung vorhanden sind.
Viele Frauen in der Menopause leben ohne Partner*in, weil sie geschieden oder verwitwet sind. Sie genießen ihr selbstbestimmtes Leben. Sie vermissen zwar körperlichen Kontakt und gutes Berührtwerden, auch im Intimbereich. Doch sie möchten sich nicht mehr binden. Diese Frauen fragen sich vielleicht: „Wie ist es möglich, in den Wechseljahren und danach eine befriedigende, nährende, erfüllte Sexualität zu leben ohne irgendwelche „falschen“ Kompromisse einzugehen?“
Andere Frauen wiederum haben erst in den Wechseljahren oder danach den dringlichen Wunsch, ihre Lust und Sinnlichkeit zu entdecken und erforschen.

Die Yonimassage kann helfen, sich neu zu verwurzeln

Die Yonimassage kann für viele reifere Frauen Räume öffnen, in denen sie sich gerade in dieser Phase der Veränderungen neu im Frausein verwurzeln können. Vielleicht fühlen sie sich bei einem Masseur wohler und vertrauter, oder vielleicht schätzen sie die Sicherheit und Geborgenheit bei einer Frauenmasseurin (in der GoogleMap mit Adressliste findest du Adressen in deiner Nähe). Die Yonimassage ist gerade in den Wechseljahren und danach in der Menopause eine wunderbare Möglichkeit zu erleben, dass auch der sich verändernde Köper die wohltuenden Berührungen genießt: Wahrnehmen, dass die Gebärmutter nach wie vor warm pulsiert, dass die Vulva sich nach präsenter Berührung sehnt, dass die Lust aus der Tiefe aufsteigt und sich ausbreitet.

Besonderheiten bei der Yonimassage in der Menopause

Nach der fruchtbaren Phase gib es bei Frauen einige körperliche Besonderheiten, denen Rechnung getragen werden muss:

Gleitmittel

Die Schleimhaut der Vulva, um den Scheideneingang herum und auch in der Yoni ist empfindlicher und oftmals dünner oder trockener. Ein gutes Gleitmittel ist wirklich wichtig. Und davon eher mehr als weniger. Ich selbst verwende Pjur und nichts anderes.

Kommunikation in der Yonimassage

Die Berührungen dürfen sehr sanft, behutsam und langsam sein. Permanente Kommunikation mit der empfangenden Frau ist mir Rückversicherung, dass ich im Wohlfühlbereich bleibe und unterstützt die Empfängerin, den Kontakt mit sich zu vertiefen und die Landkarte der inneren und äußeren Yoni zu erkunden: „ Jetzt ist mein Finger zwischen den inneren und äußeren Lippen  – wie fühlt diese Berührung sich an?“ „Jetzt liegt meine Fingerbeere am Damm – wie fühlt diese Berührung sich an?“ In der Vagina, an der G-Fläche, an Cervix und auch am A-Punkt werden Haltegriffe oftmals angenehmer erlebt als Bewegung. Manchmal lege ich auch einen Massagestab auf die Hand, die in der Yoni ist. Die indirekten Vibrationen helfen dem Gewebe, sich zu entspannen und weicher zu werden. Dann ist auch das Körperfühlspüren für die Frau an dieser Stelle deutlicher.

Themen dieser Lebensphase

Die Yonimassage kann auch in der Menopause durchaus lustvoll und orgiastisch werden. Es können sich jedoch auch Themen zeigen, die mit den Wechseljahren in Verbindung stehen: vielleicht die Trauer um die verlorene Fruchtbarkeit oder von Mutter und Großmutter übernommene Glaubenssätze, die überprüft und korrigiert werden können. Hier kann die Yonimassage in Verbindung mit Prozessarbeit im Sinne einer Yoni-Heilungsmassage sinnvoll unterstützen und begleiten.

Hier das Feedback einer 73jährigen Frau, mit wenig sexueller Erfahrung, nach ihrer ersten Yonimassage: „Meine Yoni fühlt sich erweckt an und lebendig. Sie durchströmt auch mein ganzes Wesen und Sein.“

Yonitalk bzw. Gebärmuttertalk integrieren

Die Frauenmassage kann hier auch – wie überhaupt alle Yonimassagen – ganz wunderbar kombiniert werden mit Yonitalk und Gebärmuttertalk. Das bedeutet, die Frau anzuleiten, ihre Yoni, bzw. ihre Gebärmutter sprechen zu lassen: wie sie sich gerade fühlt, was sie braucht, was sie sich wünscht. Hier kommen oft ganz konkrete Informationen, die den Wechseljahren dann vielleicht eine positivere Bedeutung geben.

Ich erinnere mich sehr gut an eine von Nhanga Ch. Grunow bekommene Massage, in der sie mich anleitete, die Gebärmutter sprechen zu lassen. Meine Gebärmutter sagte ganz deutlich, dass sie jetzt endlich aufhören möchte, monatlich zu bluten. Dass sie jetzt in die Lebensphase einer reifen Frau gehen möchte. Aus der biologischen Fruchtbarkeit in die spirituelle Fruchtbarkeit. Und sie sagte auch, dass es meine weitere Lebensaufgabe sein wird, das erworbene Wissen um die transformatorische Kraft der weiblichen Lust und Sexualität weiterzugeben.

Yonicreme für die tägliche Pflege der Vulva

In meiner Funktion als Frauenmasseurin empfehle ich den Frauen in der Menopause sehr gerne das tägliche Eincremen ihrer Vulva mit einer selbst zubereiteten Yonicreme, das Rezept findet ihr in den Buch „Alchemilla“. Dabei geht es darum, die empfindliche Schleimhaut zwischen den inneren und äußeren Venuslippen, den Damm und den Yoni-Eingang zu pflegen und mit stabilisierenden Kräutern wie Frauenmantel, Rose, Rotklee usw. zu versorgen, damit die Schleimhaut widerstandsfähiger wird.  Und wenn frau dieses kleine tägliche Eincremeritual vor dem Handspiegel ausführt und sich dabei zuschaut, freundet sie sich immer besser mit ihrer Yoni an.

Menopause und Spiritualität

In den schamanischen Lehren heißt es, dass in der fruchtbaren Phase während der Monatsblutung der physische und der spirituelle Schoßraum miteinander verschmelzen. Die Frauen haben sich traditionell in dieser Zeit in das Mondzelt zurückgezogen, um sich mit dem Schoßraum von Mutter Erde zu verbinden und seine Botschaften zu vernehmen.

In der Menopause sind dann der spirituelle Schoßraum und die körperlich/energetische Gebärmutter permanent miteinander verschmolzen. Wir sind dann somit immer mit dem spirituellen Schoßraum verbunden. Es braucht nur Momente der Stille, um Antworten und Lösungen aus der Tiefe zu empfangen. Diese Informationen sehe ich als ganz besonderes Geschenk der Menopause. Die Weisheit des Alters kommt nicht nur aus der biographischen Lebenserfahrung, sondern auch aus dem erlebbaren Verbundensein mit dem Erdkern der Schöpfung.

Von der Rose zur Hagebutte

Das Symbol für diese Phase des Lebens ist für mich die Hagebutte. Die Rose hat ihren Duft verströmt. Ihre Schönheit hat viele Herzen berührt. Nun hat der Fruchtkörper sich gebildet mit den vielen Samen. Samen für mich, für die Welt und für die nächsten Generationen. Aus diesem Grund nenne ich auch den jährlich einmal stattfindenden Menopause-Workshop, den ich zusammen mit Irmi Kaiser, meiner Freundin, Kräuterfrau und Schamanin, anbiete: „Von der Rose zu Hagebutte“. Darin geht es um das Erleben und Erfahren unseres Schoßraumes.

Kommentare und Fragen zu diesem Beitrag hier sind willkommen. Ich antworte gerne.

Herzlichst, Inari

Inari Hanel
DGAM Dozentin für Sexualkultur und Gesundheitspraktikerin, DGAM Ausbildungsdozentin; Leiterin Praxisfeld Sexualkultur
www.inari-sexualkultur.de

Literatur zum Thema:

Slow Sex: Die Bücher und Seminare von Diane Richardson, sowie Yella Cremer und Partner

Yonicreme: Das Rezept ist aus dem Buch „Alchemilla“ von Margret Madejsky.

Das Perlentor, Ausbildung in Frauenmassage und Sexualcoaching, von und mit Nhanga Ch. Grunow, www.perlentor.com

Von der Rose zu Hagebutte – Übergangsrituale in die Lebensphase der weisen Frau https://inari-sexualkultur.de/von-der-rose-zur-hagebutte/

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